Archiv der Wünsche
Konzeption und Gestaltung einer interaktiven Installation
Das Archiv der Wünsche ist eine interaktive Installation, die es den Besuchern ermöglicht, ihre Wünsche in einem geschützten Raum zu artikulieren und anonymisiert und frei von stereotyper Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Bislang werden Gesichtserkennungstechnologien vorwiegend dort genutzt, wo Sicherheit erhöht oder Wissen klassifiziert werden soll. Die gleichen Technologien können jedoch auch genutzt werden, um neue Wege der Kommunikation zu entwerfen und eine andere Form der Ausdrucks- und Erscheinungsweise zu auszutesten.
Die digitalen Masken sind der Versuch, einen neuen Umgang mit den verschiedenen Ebenen "Index", "Emotionaler Ausdruck" und "Symbolische Aufladung" des Gesichts zu finden. Die Kommunikation findet hierbei nicht direkt, sondern über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg statt. Personen können zu Sprechern und zu Betrachtern der Masken werden und auch zwischen beiden Rollen wechseln. Den Betrachtern wird nicht das Bild einer Person gegeben, sondern verschiedene Masken, die stark stilisierte Gesichter ohne Gesichtszüge und Ausdrücke zeigen. Diese Masken sind keine tatsächlichen Abbildungen realer Gesichter, sondern symbolische Antlitze, die dem Sprecher als Exkarnation dienen. Diese Masken dienen gleich im doppelten Sinne als Projektionsfläche - einerseits können auf sie symbolische Vorstellungen des Betrachters projiziert werden. Ganz real werden sie aber auch zur Projektionsfläche für animierte Videobotschaften.
Diese Videobotschaften können in einer Film-Kabine von Personen aufgenommen werden, die in die Rolle des Sprechers schlüpfen. Sie verfassen dort sichtgeschützt eine Botschaft, mit der sie sich an die Öffentlichkeit richten wollen. Ihre Mimik wird dabei aufgenommen und auf die animierten Grafiken der jeweiligen Masken übertragen. Alle äußerlichen Merkmale der Person bleiben hierbei verborgen - lediglich der mimische Ausdruck wird übertragen. Da es sich hierbei um eine grafische Interpretation des Ausdrucks handelt und nicht um eine inhaltliche Interpretation, werden bei dieser Form der Ausdruck-Erfassung auch die kulturellen Ausdrücke übersetzt und berücksichtigt.
Was in natura nicht möglich ist, wird durch die digitalen Masken umgesetzt: die Ebenen des Gesichts werden separat dargestellt.
Während normale Masken meist dem Verdacht der Manipulation unterliegen, stellen die Digitalen Masken diesen Aspekt in den Vordergrund. Dass es sich hier um ein Täuschungsspiel handelt, wird nicht versteckt, sondern betont. Beim Anblick der digitalen Masken stellt sich nicht die Frage, ob sich dahinter eine Person verbirgt. Im Gegenteil: Die Masken werden als Projektionsfläche dargestellt. Interessant ist nicht, was sich hinter der Maske abspielt, sondern was auf sie projiziert wird.
Die digitalen Masken machen sich die Manipulation zu Eigen. Sie manipulieren das Aussehen des Sprechers und auch seinen emotionalen Ausdruck, indem beides zur Disposition gestellt wird. Dadurch wird aber nicht die Rezeption der Maske manipuliert, sondern lediglich aufgezeigt, dass die Nachricht allein schon durch die Rezeption manipuliert wird. Die Schemata und Vorstellungen, mit denen die Nachricht angenommen wird, verändern eine Aussage immer, unabhängig davon, ob sie durch ein technisches Medium, eine Maske oder einfach über das Angesicht vermittelt werden. Digitale Masken machen diesen Vorgang sichtbar und vor allem für den Ersteller einer Nachricht: gestaltbar.
Konzept der Installation: Judith Block
Gestaltung der Masken: Judith Block
Programmierung der Digitalen Masken: Sebastian Schuchmann, Robin Bittlinger von Ditached
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